Mehrweg-Pfadfinder

Fördernehmer: Österreichisches Ökologie-Institut
Projektlaufzeit: 01.01.2023 bis 30.06.2023
Projektart: Kleinprojekt

Der Einsatz von Mehrwegverpackungen trägt maßgeblich zur quantitativen und qualitativen Abfallvermeidung sowie der Einsparung von wertvollen Ressourcen bei. Durch EU-weit und national gesetzte Mehrwegquoten für Getränkeverpackungen steigt der Druck zum Umstieg auf Mehrweggebinde im Getränkesektor, insbesondere für regionale Klein- und Kleinstabfüller. Praktische Informationen zum Umstieg auf Mehrweg sind für interessierte Betriebe bisher jedoch nur schwer zu finden.

Diese Hürde soll die vorliegende Publikation in Angriff nehmen. Kleine und mittlere Unternehmen sollen durch den Leitfaden bei der zeitaufwändigen Suche nach Informationen unterstützt werden. Durch eine Literaturrecherche sowie die Befragung verschiedener Dienstleistungsunternehmen und Interviews mit Expert:innen der Branche konnten Informationen über das Dienstleistungs- und das Mehrwegflaschenangebot in Österreich sowie ein Überblick über das Mehrweg-System im Getränkebereich zusammengetragen werden.

Im ersten Teil des Mehrweg-Pfadfinders werden die ökologischen Vorteile von Mehrweg- gegenüber Einweg-Systemen im Getränkesektor, sowie gesetzliche Grundlagen erläutert. Zudem wird auf den Status quo im Bereich Mehrweg-Getränkeverpackungen, aktuelle Entwicklungen in der Mehrweglandschaft Österreich und Finanzierungsmöglichkeiten eingegangen.

Im zweiten Teil werden die verschiedenen Pfade von Einweg- und Mehrweg-Systemen nachgezeichnet. Die einzelnen Stationen, die Vorteile und mögliche Herausforderungen von Mehrweg-Systemen werden beschrieben. Der Mehrweg-Pfadfinder umfasst darüber hinaus eine Österreich-Karte mit für Mehrweg relevanten Dienstleistungsbetrieben (Abfüllung, Wäscherei, Etikettierung, Lagerung…), umfassende Informationen zum Angebot einer Auswahl dieser Betriebe, eine Beschreibung bereits verfügbarer Mehrweg-Pool-Flaschen und passender Kisten sowie essenzielle Infos zu geeigneten Etiketten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die geringe Anzahl an Anlaufstellen für Mehrweg-Förderungen eine Hürde darstellt. Zu den größten Herausforderungen zählt außerdem, dass die Pfandhöhe bei Mehrweg-Gebinden im Unterschied zu Einweg nicht gesetzlich geregelt ist. Es ist auch nicht absehbar, dass dies sich in naher Zukunft ändern wird. Dosen sind im Lebensmittelhandel aus vielen Gründen eine entscheidende Konkurrenz. Durch das Einweg-Pfand auf Dosen und Kunststoffflaschen ist allerdings zu erwarten, dass Mehrweg in Zukunft an Konkurrenzfähigkeit gewinnt. Der Versuch sich mit dem deutschen System zu vergleichen ist verlockend, allerdings muss beachtet werden, dass das System in Deutschland schon seit ungefähr 20 Jahren existiert und Konsument:innen bereits an den Kreislauf gewöhnt sind. Zudem hat sich über die Jahre eine eigene Branche entwickelt, die sich mit den logistischen Herausforderungen eines Mehrweg-Systems auseinandersetzt. Daher ist es schwierig, das deutsche System auf Österreich zu übertragen.

Manche Betriebe berichten, dass Mehrweg auf lange Sicht sogar finanzielle Vorteile bringt. Verpackungen müssen nicht lizenziert werden. Manche Zielgruppen werden aufgrund des relativ schlechten ökologischen Fußabdrucks in Zukunft immer seltener zur Einweg-Glasflasche greifen und Mehrweg bevorzugen. Auch in Hinblick auf sich immer mehr in Richtung Mehrweg ändernder Gesetze ist eine Umstellung mit Vorteilen verbunden.

Im Zuge der Recherche hat sich gezeigt, dass für viele bereits am Markt angebotenen Getränke eine geeignete Mehrweg-Pool-Flasche verfügbar ist. Die 0,33L-MW-Bierflasche wird dieses Angebot um einen entscheidenden Baustein ergänzen. Allerdings wurde auch deutlich, dass es in manchen Bundesländern bisher nur wenige im Bereich Mehrweg tätige Dienstleister:innen gibt, oder diese zumindest schwer zu finden sind.

Welcher Mehrweg-Pfad für einen spezifischen Betrieb am besten geeignet ist, muss sich jedes Unternehmen im Einzelfall genau ansehen. Für alle ist es jedoch empfehlenswert, sich mit ähnlichen an Mehrweg interessierten Betrieben zu vernetzen, um voneinander zu lernen.