Life Cycle Habitation

Fördernehmer: GrAT – Gruppe Angepasste Technologie
Projektlaufzeit: 19.04.2020 bis 19.04.2023
Projektart: Großprojekt

Wohn- und Nutzbauten werden größtenteils mit mineralischen Baustoffen direkt auf der Baustelle errichtet. Dadurch entstehen bereits in der Errichtungsphase Baustellenabfälle, Aushubmaterial und letztendlich beim Rückbau große Mengen an Baurestmassen. Diese können oft aufgrund fester Verbindungen und Verunreinigungen durch Schad- und Störstoffe nicht verwertet, sondern müssen deponiert werden.

Holzabfälle aus dem Bauwesen können hingegen zum größten Teil wiederverwendet bzw. stofflich oder thermisch verwertet werden. In Verbindung mit Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen (z.B. Stroh, Hanf, Holzfaser), die kompostierbar oder thermisch verwertbar sind, entstehen Gebäude, die am Ende der Nutzungsdauer ein sehr geringes bis gar kein Abfallaufkommen produzieren. In Verbindung mit einer effizienten, modularen Vorfertigung im Werk sowie leicht trennbaren Verbindungen kann der Holzbau so einen großen Beitrag zum abfallarmen Bauen leisten.

Diese Ausgangssituation diente als Motivation für das „LIFE Cycle Habitation“ Demonstrationsprojekt, bestehend aus einem kreislauffähigen, ressourceneffizienten 2-geschoßigem Holzwohnbau mit sechs Wohneinheiten und einem Veranstaltungszentrum einerseits und einem Doppelhaus in teillasttragender Strohbauweise andererseits. Durch modulare, serielle Vorfertigung und dem Einsatz nachwachsender Rohstoffe im gesamten Gebäude, wird die ökologische und ökonomische Machbarkeit großvolumiger, kreislauffähiger Wohnbauten demonstriert.

In der Planungsphase wurde anhand von Simulationen, OI3-Index Berechnungen, flexibler Nutzung und Berücksichtigung modularer Vorfertigung der gesamte Lebenszyklus des Gebäudes betrachtet und hinsichtlich Energie- und Ressourceneffizienz optimiert. In der Detail- und Werksplanung wurde das Gebäudedesign unter Einbeziehung aller Fachplaner und Gewerke (Holzbau, HKLS, Elektro, etc.) in Hinblick auf eine effiziente Vorfertigung angepasst.

Das Wohnhaus wurde in Modulbauweise produziert und errichtet. Die modulare Vorfertigung im Werk ermöglichte eine kurze Bauzeit, eine effiziente Dimensionierung und Minimierung von Verschnitten sowie Abfallvermeidung auf der Baustelle. Die Module wurden gewerkeübergreifend in der Werkshalle des Generalunternehmers gefertigt und montiert. Anfallende Verpackungsabfälle der verschiedenen Gewerke konnten so bereits im Werk sortenrein getrennt und fachgerecht entsorgt bzw. werden. Auf der Baustelle selbst fiel dadurch kaum Abfall an. Um die Fertigungseffizienz zu steigern und Material bei der Leitungsführung einzusparen, wurden zwei unterschiedliche Module erzeugt. Ein „Haustechnikmodul“, welches sämtliche Anschlüsse und Komponenten wie Heizungsverteiler, Hauptanschlüsse und –leitungen, Bad, WC und Küche beinhaltet, sowie ein reines „Wohnmodul“, das an die Infrastruktur des Haustechnikmoduls angeschlossen wird.

Die bereits fertig ausgestatten Module (inkl. Fenster und Türen) konnten auf der Baustelle innerhalb kürzester Zeit zusammengefügt und montiert werden. Durch die modulare Bauweise kann der Rückbau auf die gleiche Weise durchgeführt werden, was die Flexibilität und Möglichkeiten der Weiternutzung massiv erhöht. Auf der Baustelle selbst erfolgten nur Fertigstellungsarbeiten im Bereich Dach, Dämmung und Fassade.

Für die Wärmedämmung der Gebäude wurde eine unbehandelte (frei von Schad- und Störstoffen), Einblasdämmung aus Strohhäcksel verwendet. Diese innovative Art der Strohdämmung erfüllt alle notwendigen bauphysikalischen Eigenschaften bezüglich Wärme- und Brandschutzes. Stroh hat zusätzlich den Vorteil, dass es als Nebenprodukt der Landwirtschaft regional verfügbar ist und die Strohhäcksel können beim Rückbau sortenrein getrennt und kompostiert werden.

Um die Projektauswirkung bezüglich der Einsparung von Energie, Ressourcen und Abfällen zu dokumentieren und nachzuweisen, fand bereits ab der Planungsphase ein begleitendes Monitoring statt. Dies wird auch über die Nutzungsphase bis hin zur Entsorgungsphase (Rückbaukonzept und Berechnung Entsorgungsindex) weitergeführt.